bundesschatz.at als Alternative zu Festgeldern von Banken

Der Bundesschatz ist ein Produkt der Republik Österreich, das ausschließlich über die Website bundeschatz.at und nur von Privatanlegern erworben werden kann. Es handelt sich um eine Staatsanleihe, für die kein Depot bei einer Bank benötigt wird und auch keine Kursnotierung stattfindet. Der Abschluss und die Verwaltung des Produkts sind durchgängig digital und sehr benutzerfreundlich. In dieser Ausgestaltung ähnelt das Zinsangebot den Festgeldangeboten von Banken und steht mit diesen im Wettbewerb.

Die aktuellen Zinssätze beim Bundesschatz:

1 Monat3,10%
6 Monate3,00%
12 Monate2,65%
4 Jahre2,30%
10 Jahre2,50%
  • Emittent: Republik Österreich
  • kostenlose Verwaltung durch Österreichische Bundesfinanzierungsagentur
  • Mindestanlagebetrag von EUR 100,00
  • fünf Laufzeitangebote: 1 Monat, 6 Monate, 12 Monate, 4 Jahre und 10 Jahre, wobei die Zinsstruktur mit höheren Zinssätzen bei kürzeren Laufzeiten derzeit teilweise invers ist
  • bei den mehrjährigen Laufzeiten werden die Zinsen jährlich kapitalisiert und mitverzinst

Wichtig zu wissen, Bundesschätze unterliegen einem höheren Kapitalertragsteuersatz als Bankeinlagen. Bundesschätze sind Wertpapiere, von deren Erträge werden 27,50% Kapitalertragsteuer einbehalten, während es bei Bankeinlagen 25,00% sind. Dies kann bei großen Anlagebeträgen und langen Laufzeiten einen spürbaren Unterschied ausmachen. Beispielsweise entspricht ein nominaler Zinssatz von 3,50% beim Bundesschatz nach Steuerabzug einem Nettozins von etwa 2,54%. Bei einer Bankeinlage wären es etwa 2,63%. Um den gleichen Nettoertrag wie bei einer Bankeinlage zu erzielen, müsste der Bundesschatz einen um den Faktor 1,0345 höheren Bruttozins bieten. Umgekehrt, bei der Berechnung ausgehend vom Zinssatz des Bundesschatzes, ist es der Faktor 0,9667, um zu erfahren, welchen Bruttozins eine Bank lediglich bieten müsste, um mit dem Bundesschatz gleichzuziehen.

Der Ablauf zum Anlegen beim Bundesschatz

Die Online-Plattform bundesschatz.at wird von der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur betrieben. Sie ermöglicht es, direkt in die angebotenen Bundesschätze der Republik Österreich zu investieren, ohne Umwege über Banken oder Finanzintermediäre. Es wird zunächst ein spesenfreies Bundesschatz-Konto dort eingerichtet.

Bei Eröffnung eines Bundesschatz-Kontos ist für die Identifikation und generell für den Login eine ID Austria mit Vollfunktion erforderlich. Alternativen zu diesem Verfahren der Identifikation werden nicht angeboten, was einer der wenigen Kritikpunkte ist. Die ID Austria mit Vollfunktion ist ein behördlich beglaubigter elektronischer Ausweis. Er ermöglicht in Verbindung mit dem Smartphone eine schnelle und sichere Anmeldung sowie den Zugang zu weiteren Diensten der öffentlichen Verwaltung und der Wirtschaft. Die Registrierung für ID Austria ist kostenlos und kann bei zahlreichen öffentlichen Stellen (z. B. Magistratsämter, Bezirkshauptmannschaften, Landespolizeidirektionen, Finanzämter) beantragt werden, dabei ist ein Passfoto mitzubringen. Der Bundesschatz ist das erste Finanzprodukt, bei dem ID Austria zum Einsatz kommt. Der Staat übernimmt damit eine Vorreiterrolle und setzt darauf, dass die Banken nachziehen, es im Identifikationsprozess ebenso einsetzen. Innerhalb von 60 Sekunden soll der gesamte Prozess der Eröffnung eines Bundesschatz-Kontos abgeschlossen werden können. So schnell wird es in der Realität jedoch natürlich nur gehen, wenn man bereits zu ID Austria registriert ist.

Nach der Kontoeröffnung können Anleger einfach per Überweisung veranlagen. Dabei ist im Verwendungszweck die vorgegebene Zahlungsreferenz anzugeben. Fehlt diese Angabe, ist die gewünschte Laufzeit nicht erkenntlich und es wird automatisch zur kürzesten Laufzeit angelegt.

Es lässt sich zwischen "Auszahlung" und "Wiederveranlagung" wählen. Diese Entscheidung kann mittels Angabe im Verwendungszweck bei der Überweisung oder während der Laufzeit im eingeloggten Bereich getroffen werden. Bei Auszahlung werden Kapital plus aufgelaufene Zinsen am Fälligkeitstag auf das Referenzkonto überwiesen. Die Wiederveranlagung führt zur automatischen Verlängerung um dieselbe Laufzeit, zu dem zum Zeitpunkt der Wiederanlage angebotenen Zinssatz.





Sicherheit: Anders als bei Bankeinlagen besteht keine Einlagensicherung, stattdessen steht hinter den Staatsanleihen die volle Zahlungsfähigkeit des Staates. Betraglich ist die Haftung nicht auf einen bestimmten Betrag begrenzt.

Verwendung der Gelder: Die durch den Bundesschatz eingesammelten Gelder dienen der Finanzierung staatlicher Aufgaben und dem Schuldenmanagement der Republik Österreich. Bestimmte Laufzeitangebote (6 Monate und 4 Jahre) sind als "grüne Bundesschätze" gekennzeichnet. Bei diesen Optionen werden die angelegten Gelder ausschließlich für nachhaltige Projekte verwendet, beispielsweise für den Ausbau des Schienennetzes, erneuerbare Energien oder den Schutz der Biodiversität.

Vergleich zu Festgeldern: Die Zinssätze des Bundesschatzes werden regelmäßig an die Marktbedingungen angepasst. Im Vergleich zu den Festgeldern der Banken positioniert sich der Bundesschatz oft im oberen Bereich der Zinsangebote. Einige Direktbanken können bei den jeweiligen Laufzeiten höhere Zinssätze bieten, deshalb ist es sinnvoll, auch unseren Festzinsanlage-Vergleich aufzurufen, um zu sehen, wie die beim Bundesschatz angebotenen Zinssätze im Marktumfeld einzuordnen sind. Zu berücksichtigen ist wie beschrieben die unterschiedliche Besteuerung.

Zielgruppe: Der Bundesschatz steht volljährigen Privatpersonen zur Verfügung. Der Wohnsitz muss in einem EU-Land liegen, wobei die erforderliche Identifikation via ID Austria dies letztlich doch auf in Österreich gemeldete Personen einschränkt. Derzeit sind nur Einzelkonten möglich, Gemeinschaftskonten werden nicht angeboten.

Kündbarkeit: Die Bundesschätze sind beidseitig zu den Zinsterminen vorzeitig kündbar. Anleger können ihre "Put-Option" nutzen, um einen Bundesschatz vorzeitig zurückzugeben, während der Emittent das Recht hat, mit seiner "Call-Option" vorzeitig zurückzukaufen. Die komplexen Einzelheiten dazu sind in den Bedingungen für Bundesschätze festgelegt, je nach Ausübungszeitpunkt der Option kann es unterschiedliche Regelungen und Berechnungsformeln geben. Sie beeinträchtigen das Anlagekapital nicht, nur die Verzinsung. Dabei wird ein Schema angewendet, das sehr frühe Ausstiege gegenüber späteren Ausstiegen zinsmäßig unrentabler macht.

Historischer Kontext: Bundesschätze wurden schon einmal ab 2002 angeboten und waren 2020 im damaligen Nullzinsumfeld eingestellt worden. Die Neuauflage im April 2024 erfolgte mit einer vollständig überarbeiteten technischen Plattform und angepassten Produktmerkmalen.

aktualisiert am: 5.10.24 um 11:20 Uhr