Newsbeitrag vom 12.09.2024 |Meldung zum österreichischen Bankenmarkt|

EZB senkt alle drei Zinssätze

Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss am 12.9.24 den zweiten Schritt nach unten. Sie senkt ihre Einlagefazilität, den Zins, den Banken für das Parken überschüssiger Liquidität bei der Notenbank erhalten, um 0,25 Prozentpunkte von 3,75% auf 3,50%. Zur geldpolitischen Lockerung übergegangen war die EZB im Juni dieses Jahres.

Eine noch stärkere Senkung, nämlich um jeweils 0,60 Prozentpunkte, erfahren ihre beiden anderen Zinssätze, und darin liegt dieses Mal die Besonderheit: Der Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte, zu dem sich Banken Geld für in der Regel eine Woche von der EZB leihen können, fällt von 4,25% auf 3,65%. Und die teurere Kreditoption, der sogenannte Spitzenrefinanzierungssatz, zu dem Banken Liquidität kurzfristig (meist über Nacht) von der EZB aufnehmen können, fällt von 4,50% auf 3,90%. Damit verengt die EZB den Zinskorridor zwischen den Kreditzinsen und dem Einlagenzins. Den Abstand einzuengen, hatte sie vergangenen März angekündigt. Es sei in erster Linie eine technische Anpassung und solle Marktzinsschwankungen der kurzfristigen Zinsen verringern und eine gute Liquiditätsversorgung der Banken sicherstellen.

Der Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte war früher als wichtigster Leitzins bekannt, inzwischen ist hinsichtlich der Orientierung der Zinssätze im Interbankenmarkt der Einlagenzins relevanter. Die Abstände zwischen den drei Sätzen sind ein Erbe aus der Negativzinsphase. Damals schuf die EZB die Einlagefazilität und senkte sie unter null, weil sie dies bei den beiden anderen Zinssätzen nicht tun konnte. Vor ihrer Einführung war überschüssige Liquidität bei der Notenbank unverzinst. Die neuen Zinssätze gelten wie immer ab dem auf den Beschluss folgenden Mittwoch, also ab dem 18.9.24.

Die Wirtschaft in der Eurozone ist schwach und die Staatsverschuldung hoch. Dass die Teuerung nur noch knapp über dem EZB-Zielwert von 2,0% liegt, dürfte die Entscheidung zur Senkung erleichtert haben. Im August lag die Inflationsrate im Euroraum bei 2,2%. Ökonomen gehen davon aus, dass die EZB ihre Zinsen nochmals im Dezember senken könnte, wenn ihr die neuen vierteljährlichen Prognosen vorliegen. Dies sei wahrscheinlicher als eine Senkung auf der nächsten Sitzung im Oktober.

Auch in den USA wird angesichts der nachlassenden Inflation und des schwächelnden Arbeitsmarkts mit einer Senkung in der kommenden Woche gerechnet. Derzeit liegt der US-Leitzins noch in einer Spanne von 5,25% bis 5,50% - dem höchsten Niveau seit mehr als 20 Jahren.