Neustart für den Bundesschatz: Das digitale Festzinsprodukt des Staates
Finanzminister Magnus Brunner und Markus Stix von der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur präsentierten am 22.4.24 den neuen Bundesschatz. Dabei handelt es sich um eine Anleihe der Republik Österreich, die nun erwerbbar ist, ausschließlich über die Website bundesschatz.at. Anders als bei herkömmlichen Staatsanleihen ist für die Veranlagung kein Depot erforderlich und es gibt keine Kursnotierung. Für die Neuauflage wurde eine völlig neue technische Plattform entwickelt. Verwaltet wird das Produkt spesenfrei über ein Bundesschatz-Konto bei der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur. Verfügbar ist es für volljährige Privatpersonen, derzeit sind nur Einzelkonten, noch keine Gemeinschaftskonten möglich. Bundesschätze gab es ab 2002 schon einmal in ähnlicher Form. Sie waren 2020 im damaligen Nullzinsumfeld eingestellt worden.
Die eingesammelten Gelder dienen der Finanzierung staatlicher Aufgaben und dem Schuldenmanagement. Die Laufzeitangebote 6 Monate und 4 Jahre sind als grüne Bundesschätze gekennzeichnet; die dort angelegten Gelder werden ausschließlich für nachhaltige Projekte verwendet, beispielsweise für den Ausbau des Schienennetzes, erneuerbare Energien und den Schutz der Biodiversität. Der Mindestanlagebetrag beträgt EUR 100,00. Bei den mehrjährigen Laufzeiten werden die Zinsen jährlich kapitalisiert und mitverzinst. Es ist derzeit eine inverse Zinskurve mit folgenden Zinsangeboten:
- 1 Monat - 3,50% p. a.
- 6 Monate - 3,25% p. a.
- 12 Monate - 3,00% p. a.
- 4 Jahre - 2,75% p. a.
- 10 Jahre - 2,50% p. a.
Bundesschätze unterliegen einem höheren Kapitalertragsteuersatz als Bankeinlagen. Bundesschätze sind Wertpapiere, von deren Erträge 27,50% Kapitalertragsteuer einbehalten werden, während es bei Bankeinlagen 25% sind. Dies kann bei größeren Anlagebeträgen und längeren Laufzeiten einen spürbaren Unterschied ausmachen. Beispielsweise würde der nominale Zinssatz von 3,50% beim Bundesschatz nach Steuerabzug einem Nettozins von etwa 2,54% entsprechen, bei einer Bankeinlage wären es etwa 2,63%. Um denselben Nettoertrag wie bei einer Bankeinlage zu erzielen, müsste der Bundesschatz einen um den Faktor 1,0345 höheren Bruttozins bieten.
Das Angebot mit 3,50% bei einmonatiger Laufzeit ist reizvoll. Bei den weiteren Laufzeiten liegen die Bundesschätze im Vergleich mit den Festgeldangeboten der Banken im oberen Bereich, werden aber jeweils von einigen Direktbanken übertroffen. So bieten etwa Addiko Bank bei 12 Monaten 3,40% und Renault Bank direkt bei 4 Jahren 3,30%. Zu berücksichtigen ist wie beschrieben die unterschiedliche Besteuerung. Die Banken werden sich künftig am staatlichen Wettbewerber messen lassen müssen, da die Zinsanlage über bundesschatz.at so einfach ist. Es gibt kaum Gründe, sich mit niedrigeren Zinsangeboten zu begnügen.
Bei Eröffnung eines Bundesschatz-Kontos ist für die Identifikation und generell für den Login eine ID Austria mit Vollfunktion erforderlich. Alternativen zu diesem Verfahren der Identifikation werden nicht angeboten, was einer der wenigen Kritikpunkte ist. Die ID Austria mit Vollfunktion ist ein behördlich beglaubigter elektronischer Ausweis. Er ermöglicht in Verbindung mit dem Smartphone eine schnelle und sichere Anmeldung sowie den Zugang zu weiteren Diensten der öffentlichen Verwaltung und der Wirtschaft. Im vergangenen Dezember hat er die Handy-Signatur und die Bürgerkarte ersetzt. Die Registrierung für ID Austria ist kostenlos und kann bei zahlreichen öffentlichen Stellen (z. B. Magistratsämter, Bezirkshauptmannschaften, Landespolizeidirektionen, Finanzämter) beantragt werden, dabei ist ein Passfoto mitzubringen. Der Bundesschatz ist das erste Finanzprodukt, bei dem ID Austria zum Einsatz kommt. Der Staat übernimmt damit eine Vorreiterrolle und setzt darauf, dass die Banken nachziehen, es im Identifikationsprozess ebenso einsetzen. Innerhalb von 60 Sekunden soll der gesamte Prozess der Eröffnung eines Bundesschatz-Kontos abgeschlossen werden können. So schnell wird es in der Realität jedoch natürlich nur gehen, wenn man bereits zu ID Austria registriert ist.
Nach der Kontoeröffnung können Anleger einfach per Überweisung anlegen. Dabei ist im Verwendungszweck die vorgegebene Zahlungsreferenz anzugeben. Fehlt diese Angabe, ist die gewünschte Laufzeit nicht erkenntlich und es wird automatisch zur kürzesten Laufzeit angelegt.
Als Anleihe bietet der Bundesschatz keine Einlagensicherung, aber es haftet der Emittent, die Republik Österreich, die von den großen Ratingagenturen hoch bewertet ist.
Die Bundesschätze sind beidseitig zu den Zinsterminen vorzeitig kündbar. Anleger können ihre "Put-Option" nutzen, um einen Bundesschatz vorzeitig zurückzugeben, während der Emittent das Recht hat, mit seiner "Call-Option" vorzeitig zurückzukaufen. Die komplexen Einzelheiten dazu sind in den Bedingungen für Bundesschätze festgelegt, je nach Ausübungszeitpunkt der Option kann es unterschiedliche Regelungen und Berechnungsformeln geben. Sie beeinträchtigen das Anlagekapital nicht, nur die Verzinsung. Dabei wird ein Schema angewendet, das sehr frühe Ausstiege gegenüber späteren Ausstiegen zinsmäßig unrentabler macht.