Newsbeitrag vom 20.10.2021 |Meldung zum österreichischen Bankenmarkt|

Mastercard rangiert Maestro aus

Den europäischen Banken und anderen Kartenanbietern ging dieser Tage ein Schreiben von Mastercard zu, demnach dürfen sie vom 1.7.23 an keine Maestro-fähigen Karten mehr ausgeben. Maestro wird mit Ausnahme der Märkte Schweiz, Russland und Belarus eingestellt. Bei im Umlauf befindlichen Karten und solchen, die bis zum genannten Datum mit Maestro-Zeichen ausgegeben werden, sollen die Kunden die Funktion noch bis zum Ablauf der individuellen Kartengültigkeit nutzen können. Bei den üblichen Laufzeiten also längstens bis 2027.

Am 19.10.21 veröffentlichte Mastercard auch eine allgemein zugängliche Pressemitteilung. In dieser wurde das Ende der 30-jährigen Maestro-Ära mit dem Wandel von einer physischen zu einer digitalen Welt begründet. Die geschaffene Alternative, die Debit-Mastercard, biete global betrachtet eine deutlich höhere Akzeptanz und könne durchgängig auch für Zahlungen im Onlinehandel eingesetzt werden. Resümierend heißt es: "Vorbei sind Magnetstreifen, Unterschriftenfelder und Einwegkunststoffe. Stattdessen werden nun Chipkarten, Fingerabdruck-Authentifizierung und recycelte beziehungsweise organische Materialien genutzt. Die schrittweise Ablösung von Maestro durch die Debit-Mastercard ist nichts anderes."

Es ist ein Schachzug, der die europäischen Banken vor die dringende Entscheidung stellt, wie sie sich positionieren. Auch wenn Gerüchte zu einem möglichen Maestro-Ausstieg schon länger kursierten, wurden sie eher als Drohgebärde interpretiert. Allgemein erwartet wird nun, dass Visa nachziehen und V Pay - das erst ab 2006 geschaffene Äquivalent zu Maestro - ebenfalls beerdigen wird.

Die meisten der noch im Umlauf befindlichen österreichischen Bankomatkarten sind reine Maestro-Karten oder die Banken haben den Wechsel von Maestro auf Debit-Mastercard bereits vollzogen, deshalb schaut man hierzulande eher entspannt auf die Ankündigung von Mastercard. In einigen anderen europäischen Ländern gibt es jedoch nationale Clearing- oder Debitkartensysteme, wie in Deutschland die girocard oder in Belgien Bancontact, die lediglich mit Maestro oder V Pay kombiniert sind. Ohne Maestro oder V Pay geht bei diesen die Möglichkeit des Karteneinsatzes im Ausland nach und nach verloren. Viele der nationalen Systeme in Europa stellt das infrage. Eine spartanische Lösung wäre zukünftig eine Karte für den rein nationalen Einsatz auszugeben, was aber deren Bedeutungsverlust noch weiter beschleunigen dürfte. Um ihren Kunden eine Auslands- und Online-Fähigkeit bieten zu können, könnten die Banken über die European Payment Initiative versuchen, ein eigenes paneuropäisches Debitkartensystem zu schaffen. Das würde Milliarden kosten, ist aber auch erklärtes Ziel, um der übermächtigen US-Konkurrenz Einhalt zu gebieten. Der Zeitdruck dabei ist enorm, wenn man bedenkt, dass dies jetzt schon in knapp zwei Jahren bereitstehen sollte. Sich den Kreditkartenkonzernen einfach zu ergeben und auf deren Debitkarten umzusteigen, würde bedeuten, langfristig und dauerhaft weniger Erträge zu erzielen, was letztlich von Kunden und Händlern mitbezahlt werden muss. Das bislang eher noch seltene Co-Badging von nationalem Debitkartensystem und Debitkarte von Mastercard oder Visa gilt als technisch aufwendig, und die beiden Weltkonzerne könnten durch das Kräfteverhältnis mit den Banken wohl lukrativere Verträge abschließen als bei den derzeitigen Maestro-Vereinbarungen. Und bei reinen Debit-Mastercards, und Debit-Visa-Cards laufen selbst die nationalen Kartenumsätze über die beiden Weltkonzerne. Zur Wahrheit gehört eben, es geht beiden um mehr Marktanteile, und das läuft darauf hinaus, die nationalen Systeme zu verdrängen.