Newsbeitrag vom 12.09.2018 |Meldung zum österreichischen Bankenmarkt|

Österreichische Post und FinTech Group gründen eine "Postbank"

Die Österreichische Post hat nach langem Sondieren einen Bankpartner gefunden, dessen Produkte sie anstelle derer aus dem Hause der Bawag vertreiben wird. Die Bawag ersetzen soll überraschenderweise die FinTech Group, ein börsennotierter Anbieter von Finanztechnologien aus Frankfurt am Main, der einen Großteil seiner Erträge über die eigene in Deutschland und Österreich aktive B2C-Marke flatex erzielt. Es ist somit keine der größeren Banken geworden, von den Medien gehandelt wurden etwa die Commerzbank oder die vom US-Finanzinvestor Apollo kontrollierte Oldenburger Landesbank. Dass es keine österreichische Lösung geben würde, hatte sich abgezeichnet, da potenzielle inländische Geldinstitute wegen der ohnehin schon hohen Filialdichte abwinkten. Post und FinTech Group informierten am Dienstag in einer Pressemitteilung über die geplante Zusammenarbeit, die noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden steht. Sie wollen ein Bank-Joint-Venture gründen, an dem beide die Hälfte halten, und es in den nächsten Jahren mit einem Eigenkapital von 200 Millionen Euro ausstatten. Sowohl die rund 400 eigenbetriebenen Postfilialen als auch die rund 1.340 Standorte der Postpartner werde man nutzen. Die Mitarbeiter vor Ort stellen ausschließlich die Post bzw. deren Partner. Für die IT-Dienstleistungen wird die gemeinsame Bank einen Zehnjahresvertrag abschließen, der dem deutschen Teileigentümer einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro garantiert. Die FinTech Group wird ihre österreichische Bankniederlassung inklusive der rund 30.000 flatex.at-Kunden in das Unternehmen einbringen. Darüber hinaus steigt die Post mit sieben Prozent bei der FinTech Group ein, dies im Rahmen einer Kapitalerhöhung um 35 Millionen Euro unter Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre. Und die Post wird einen Sitz im Aufsichtsrat der FinTech Group einnehmen. Ob es insgesamt ein ausgewogener Deal ist, werden die Details der Vereinbarung entscheiden. Für die FinTech Group ist es jedenfalls ein Großprojekt in einem zu ihren bisherigen Aktivitäten doch eher ungewöhnlichen Bereich, und für die Post die Möglichkeit, die vorhandene Infrastruktur weiterhin auch für den Vertrieb von Finanzdienstleistungen zu nutzen. Welche dies sein werden, steht noch nicht fest, es soll sich aber um ein umfassendes Angebot handeln; gesetzt sein dürfte ein Konto für den Zahlungsverkehr. Der Name der gemeinsamen Bank steht ebenfalls noch nicht fest; in Deutschland gibt es schon eine "Postbank", wegen der Namensrechte wird es dies sicherlich nicht werden, und der alte Name "P.S.K." ist auch vergeben, weil er zur Bawag gehört. Bis die neuen Bankdienstleistungen in die Filialen einziehen, werden noch Monate vergehen, weil man für das Joint Venture eine eigene Banklizenz beantragen will und die Scheidung zwischen Post und Bawag noch nicht abgeschlossen ist.

Die Bawag gab bei ihrem Börsengang im Oktober 2017 bekannt, dass sie den langjährigen Kooperationsvertrag kündigen werde. Für die Nutzung von Filialen und für Tätigkeiten der Postmitarbeiter wie Bargeldein- und -auszahlungen stellte die Post ihrer Ansicht nach zu viel in Rechnung, sodass das Aufwand-Ertrag-Verhältnis ohne die Kooperation verbessert werden könne. Einige Bankberater arbeiteten in den Postfilialen, umgekehrt war die Post auch in einigen Filialen bei der Bawag eingemietet. Die Verflechtung war stark, die Beziehung zwischen den beiden Unternehmen aber seit Längerem nicht mehr die beste gewesen. Die Bawag einigte sich schließlich mit der Post, die Kündigungsfrist durch Abgeltung mit einer Einmalzahlung zu kürzen; Ende 2019 gehen sie getrennte Wege.