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Themenüberblick

EU-Vorhaben setzt Neobrokern und alternativen Handelsplätzen schwer zu
Der Newsticker
Die Zinsentwicklung beim Tagesgeld
Die Zinsentwicklung bei den Festzinsanlagen


EU-Vorhaben setzt Neobrokern und alternativen Handelsplätzen schwer zu

Der sogenannte Payment-for-Order-Flow (PFOF) wird wohl tatsächlich gänzlich in der EU verboten, was Geschäftsmodelle durchkreuzen wird. Auf EU-Ebene will man es durchsetzen. In einer Pressemitteilung vom 29.6.23 teilte der Europäische Rat mit, dass Rat und Parlament eine vorläufige Einigung über Änderungen mehrerer EU-Vorschriften zum Wertpapierhandel erzielt haben. Darunter auch ein Verbot von PFOF.

PFOF ist eine Kooperationsform, bei der Broker Zuwendungen für das Weiterleiten von Kundenaufträgen an bestimmte Handelsplätze erhalten. Es ermöglichte ihnen gleichzeitig, die Orderausführung zu sensationell niedrigen direkten Orderentgelten anzubieten. Gerade die Neobroker haben so wesentlich dazu beigetragen, dass in Deutschland in den vergangenen Jahren breitere Bevölkerungskreise in Aktien und ETFs investierten.

Bis zum vollständigen Verbot ist eine dreijährige Übergangsregelung vorgesehen: Den Mitgliedstaaten, in denen PFOF bereits praktiziert wurde, wird die Möglichkeit eingeräumt, die ihrer Rechtshoheit unterliegenden Unternehmen längstens bis zum 30.6.26 von dem Verbot auszunehmen, sofern PFOF nur Kunden in diesem Mitgliedstaat angeboten wird. Die Entscheidung für das Verbot zeigt die Absicht, Verbraucherinteressen zu schützen und den Finanzmarkt transparenter zu machen. Die nächsten Schritte sind, wie in der Pressemitteilung erwähnt, den Wortlaut der vorläufigen politischen Einigung zu konsolidieren und die formelle Annahme des Textes sowohl durch den Rat als auch durch das Parlament. Der Prozess des Konsolidierens besteht hauptsächlich aus technischen Überprüfungen und sprachlichen Korrekturen und beinhaltet normalerweise keine substanziellen Änderungen mehr.

In den vergangenen Monaten gab es immer mal wieder Debatten zu dem Thema. Als problematisch wird vor allem der Interessenkonflikt angesehen, zwischen Zuwendungen erzielen und der gesetzlichen Auflage, Kundenaufträge bestmöglich auszuführen, was sich auf den Wertpapierkurs bezieht. Die verschiedenen Lobbygruppen haben versucht, auf den Entscheidungsprozess einzuwirken. Einige EU-Mitgliedstaaten, insbesondere Deutschland, wo mehrere Neobroker ansässig sind, setzten sich für mildere Lösungen ein, während andere EU-Mitgliedstaaten, darunter die Niederlande, für ein Verbot waren. Um dennoch voranzukommen, wurde entschieden, zunächst die Auswirkungen zu untersuchen. Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin kam in ihrer Studie vom Mai 2022 - es gibt auch andere innerhalb der EU - zu einem differenzierten Ergebnis und stellte fest, dass die Ausführung über Handelsplätze, die PFOF gewähren, für Kundenaufträge mit kleineren Volumina überwiegend vorteilhaft sei.

Es ist davon auszugehen, dass Deutschland die Übergangsregelung so lange wie möglich in Anspruch nimmt. Die großen Börsen wie Deutsche Börse und Euronext profitieren am meisten von einem Verbot, ihre Vormachtstellung wird gefestigt. Handelsplätze wie LS Exchange und gettex, die ihnen durch die Deals mit den Brokern Marktanteile abgenommen haben, könnten zukünftig wieder ins Hintertreffen geraten. Neobroker wie Trade Republic und Scalable Capital, die ihr Geschäftsmodell auf PFOF aufgebaut haben, stehen vor der Herausforderung, sich neu aufstellen zu müssen; ob durch andere Einnahmequellen, sofern zulässig andere Kooperationsformen, Preisanhebungen oder kreative Abo-Pakete. Aufgrund ihrer schlanken Struktur und ihres hohen Digitalisierungsgrades dürften sie weiterhin günstig bleiben. Aber die Kunden werden nicht mehr die Wahl zwischen den beiden unterschiedlichen Systemen haben, sie werden sich auf ein Ende der ganz niedrigen Orderentgelte einstellen müssen.

Der Newsticker

++ DADAT hob die Kartenpreise der zum Gehalts-/Pensionskonto erhältlichen Kreditkarten am 1.7.23 an: Die "Visa Classic" kostet für den ersten und zweiten Karteninhaber EUR 21,60 pro Jahr (vorher EUR 19,80). Bei erstmaligem Abschluss ist sie jedoch nun durch eine Aktion für den ersten Karteninhaber im ersten Jahr vergünstigt auf EUR 12,00 und für den zweiten Karteninhaber ist sie im ersten Jahr beitragsfrei. Die "Visa Gold" kostet für den ersten Karteninhaber EUR 80,40 pro Jahr (vorher EUR 73,80) und für den zweiten EUR 45,60 pro Jahr (vorher EUR 42,00)

++ die Austrian Anadi Bank erhöhte am 1.7.23 den Sollzins der eingeräumten Kontoüberziehung von 9,80% auf 10,50%

++ die Europäische Zentralbank (EZB) setzte per 21.6.23 ihre Schlüsselsätze wie schon im Mai um jeweils 0,25 Prozentpunkte hoch. Der Leitzins stieg von 3,75% auf 4,00%. Die Maßnahmen sollen helfen, die Teuerungswelle hinter uns zu lassen. Die Inflation geht den aktualisierten Prognosen der EZB zufolge in den nächsten Monaten langsamer zurück als bislang von ihr prognostiziert. Lohnsteigerungen etablieren sich laut den Erklärungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde immer mehr als Inflationstreiber. Für die nächste Ratssitzung mit Zinsentscheid am 27.7.23 kündigte sie praktisch schon eine weitere Zinsanhebung an - sofern die Entwicklung nicht stark von dem derzeit Erwarteten abweichen sollte. Lagarde betonte auch, die EZB werde in Abhängigkeit von den eingehenden Daten entscheiden, wie weit und wie lange sie die Zinsen noch erhöhen wird. Die US-Notenbank Fed hatte zuvor erstmals nach zehn aufeinanderfolgenden Zinsanhebungen eine Zinspause beschlossen. Doch die Pause bedeutet wohl auch hier nicht das Ende der Zinserhöhungsphase. Weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr seien wahrscheinlich, wenn auch in einem moderateren Tempo, sagte Fed-Chef Jerome Powell. Zum Jahresende steuert die Fed ein Zinsniveau von 5,60% an. Das legt nahe, dass sie bis dahin noch zwei Schritte nach oben im Umfang von jeweils einem viertel Prozentpunkt gehen könnte

++ beim Eröffnungsangebot für Depot-Neukunden der Bank Direkt sind am 14.6.23 zunächst zwei Bestandteile weggefallen: das in den ersten drei Monaten auf EUR 1,00 je Order vergünstigte Handeln und der Verzicht auf den Depotpreis bis 31.12.23. Am 26.6.23 ist auch die Übernahme der Wertpapierübertragungsspesen weggefallen. Das Angebot besteht jetzt nur noch aus der Geldprämie in Höhe von EUR 50,00 als Startbonus

Die Zinsentwicklung beim Tagesgeld

Die DKB aus Berlin kündigt für den 1.8.23 einen aus heutiger Sicht spektakulären Zinssprung zu ihrem Tagesgeldkonto an, und zwar von 1,00% auf 3,50%. Die 3,50% wird sie in einem Aktionszeitraum bis 31.1.24 garantieren, und das nicht etwa nur für Neukunden, sondern allgemeingültig und automatisch, man muss nichts dafür tun. Auch in der Einlagenhöhe wird die DKB das Zinsangebot nicht beschränken. Nach Ablauf des Aktionszeitraums soll der im Preis- und Leistungsverzeichnis ausgewiesene Standardzins gelten. Die DKB bietet die Kontoeröffnung auch Kunden mit Wohnsitz in Österreich an. Das Tagesgeld der DKB ist jedoch ausschließlich in Verbindung mit dem Girokonto der DKB erhältlich. Dieses wird bei EUR 700,00 Geldeingang pro Kalendermonat (auch eigene Überweisungen von internen oder externen Konten zählen als Geldeingang) ohne Grundpreis geführt, und generell für Personen im Alter unter 28 Jahren. Die Zinsanhebung bezieht sich nicht auf eventuell noch bestehende DKB-Visa-Tagesgeldkonten.

Advanzia Bank aus Luxemburg erhöhte am 1.7.23 ihren Standardzins von nominal 1,094% auf 1,598% und ihr Sonderzinsangebot von nominal 3,20% p. a. auf 3,35% p. a. Den Sonderzins gewährt sie neuen Tagesgeldkunden sowie den Kunden, die bislang noch keine Ersteinzahlung geleistet haben, und zwar für sechs Monate ab dem Zeitpunkt der ersten Einzahlung.

DADAT erhöhte per 1.7.23 ihren Standardzins von 1,50% auf 1,75%.

Bank Direkt erhöhte per 1.7.23 auf dem "Extrakonto" von 1,75% auf 2,00%.

Die Santander Consumer Bank erhöhte am 27.6.23 ihren Standardzins leicht, von 1,90% auf 2,00%.

DADAT erhöhte ihr Sonderzinsangebot und liegt damit derzeit vor Renault Bank direkt und Santander Consumer Bank, die in den vergangenen Monaten in diesem Bereich beständig die Höchstbietenden waren. Neukunden, die ab 23.6.23 bei DADAT eröffnen, erhalten in den ersten sechs Monaten 2,60% p. a. (vorher 2,35% p. a.). Der Sonderzins wird bis zur Höchsteinlage von EUR 300.000 gewährt. Für Bestandskunden ist eine zuvor bereits angekündigte Anhebung von DADAT am 1.7.23 umgesetzt worden.

Bigbank aus Estland weitete den Zeitraum der Sonderverzinsung für Neukunden aus, die ab 21.6.23 eröffnen; und zwar von drei auf sechs Monate. Der Sonderzins beträgt dabei unverändert 2,75% p. a. auf Guthabenteile bis EUR 100.000.

Austrian Anadi Bank erhöhte am 20.6.23 ihren Standardzins von 1,50% auf 1,75% und ihr Neukundenangebot von 2,00% p. a. auf 2,50% p. a. Die Sonderverzinsung für Neukunden gewährt sie drei Monate ab Kontoaktivierung.

Denzel Bank setzte am 20.6.23 eine angekündigte Erhöhung um, von 1,60% auf 1,85%.

Die Bigbank aus Estland erhöhte am 15.6.23 für den österreichischen Markt zum einen den Standardzins von 2,00% auf 2,25% und zum anderen das Angebot an Neukunden von 2,50% p. a. auf 2,75% p. a. Beide Zinssätze gelten bei ihr für Guthabenteile bis EUR 100.000.

Avida Finans aus Schweden erhöhte am 9.6.23 von 2,30% auf 2,36%.

Die Zinsentwicklung bei den Festzinsanlagen

Raiffeisenbank Inneres Salzkammergut erhöhte am 4.7.23 bei 2 Jahren auf 2,625% (vorher 2,50%).

Die Wiener Privatbank erhöhte am 3.7.23 bei 6 Monaten auf 2,30% (vorher 2,00%) und bei 12 Monaten auf 2,85% (vorher 2,30%).

Die HYPO Salzburg strich am 1.7.23 die Laufzeitangebote bei 18 Monaten und 2 sowie 3 Jahren. Diese lagen bei 2,50%, 2,75% und ebenfalls 2,75%. Stattdessen bietet sie nun mit 21 Monaten eine unübliche Laufzeit zu 3,25% an.

Raiffeisenbank Inneres Salzkammergut erhöhte am 30.6.23 bei 3 Jahren auf 2,75% (vorher 2,625%) und bei 5 Jahren auf 2,875% (vorher 2,75%).

Raiffeisenbank Wels erhöhte am 29.6.23 bei 4 Jahren auf 4,00% (vorher 3,50%).

Die Santander Consumer Bank erhöhte am 27.6.23 um 0,05% bis 0,50 Prozentpunkte: Bei 3 Monaten gelten 2,20% (vorher 1,90%), bei 6 Monaten 2,50% (vorher 2,20%), bei 9 Monaten 3,00% (vorher 2,50%), bei 12 Monaten 3,10% (vorher 2,80%), bei 18 Monaten 3,20% (vorher 3,00%) und bei 2 sowie 3 Jahren 3,25% (vorher 3,10% und 3,20%).

VakifBank erhöhte am 23.6.23 bei 3 Monaten auf 2,00% (vorher 1,60%), bei 6 Monaten auf 2,20% (vorher 1,90%), bei 9 Monaten auf 2,50% (vorher 2,25%), bei 12 Monaten auf 3,15% (vorher 2,90%), bei 18 Monaten auf 3,20% (vorher 2,95%), bei 2 Jahren auf 3,26% (vorher 3,00%), bei 3 Jahren auf 3,00% (vorher 2,90%) und bei 4 sowie 5 Jahren auf 2,90% (vorher 2,50%).

Bank Direkt erhöhte am 21.6.23 bei 6 Monaten auf 2,50% (vorher 2,00%), bei 12 Monaten auf 2,75% (vorher 2,50%) und bei 2 Jahren auf 3,00% (vorher 2,75%).

Austrian Anadi Bank erhöhte am 20.6.23 jeweils um einen halben Prozentpunkt - bei 3 Monaten gelten 2,50% (vorher 2,00%), bei 6 Monaten 2,75% (vorher 2,25%) und bei 12 Monaten 3,00% (vorher 2,50%).

Denzel Bank hob am 20.6.23 bei den Laufzeiten bis 4 Jahren an: bei 6 Monaten auf 2,25% (vorher 2,00%), bei 12 Monaten auf 2,75% (vorher 2,50%) und bei 2 bis 4 Jahren auf 3,00% (vorher 2,70% bei 2 Jahren, 2,80% bei 3 Jahren und 2,90% bei 4 Jahren)

DenizBank erhöhte am 19.6.23 bei 12 Monaten bis 2 Jahren auf 3,00% (vorher 2,50% bei 12 Monaten, 2,60% bei 18 Monaten und 2,65% bei 2 Jahren).

Raiffeisenbank Wels erhöhte am 16.6.23 bei 12 Monaten auf 3,10% (vorher 3,00%). Die Laufzeitangebote von 3 und 6 Monaten und bei 6 Jahren - wo 4,00% galten - entfielen dabei aber.

Die easybank nahm mit dem Relaunch ihrer Website zur Monatsmitte wieder das "easy geldmarkt" ins Programm, mit folgenden Festgeldzinsen: bei 6 Monaten 1,90%, bei 9 Monaten 2,50% und bei 12 sowie 18 Monaten 3,00%

DADAT erhöhte am 12.6.23 bei 12 Monaten auf 2,70%, bei 2 Jahren auf 2,80% und bei 3 Jahren auf 3,25%. Zuvor galten jeweils 2,50%.

Noch einen schönen Juli wünscht

m o d e r n - b a n k i n g

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