Brokerage: Anbieter aus EU-Ländern

Möchte man vor allem an ausländischen Börsenplätzen wie der Frankfurter Börse handeln, kann es sinnvoll sein, auch ein Brokerage-Angebot im jeweiligen Land zu nutzen. Durch viele einheitliche Rahmenbedingungen eignen sich insbesondere die EU-Länder für eine nähere Betrachtung. Nachfolgend sind Online-Broker genannt, die ihren Firmensitz in einem der Euro-Länder haben, keine Niederlassung in Österreich betreiben, aber dennoch ein Wertpapierdepot bei österreichischem Wohnsitz einrichten.

Die Vertragsbeziehung unterliegt ausländischem Recht. Die Kapitalerträge werden ohne Abzug von Steuern ausgezahlt, da sie im Wohnsitzland zu versteuern sind. Der Kunde muss seine Käufe, Verkäufe, Dividendenerträge etc. genau dokumentieren und seine Kapitalerträge selbst bei der jährlichen Einkommensteuererklärung angeben. Dies bezieht sich sowohl auf Zinserträge (unter anderem aus Dividenden) als auch auf realisierte Kursgewinne/-verluste gemäß der Wertpapier-Kapitalertragsteuer. Die Erklärung wird dadurch komplizierter und aufwendiger, einiges gilt es zu berücksichtigen, insbesondere bei den Erträgen aus Fonds und ETFs. Andererseits verschafft die Erklärung einen Liquiditätsvorteil: Inländische Anbieter müssten die Steuer auf realisierte Kursgewinne direkt abführen, wogegen realisierte Kursverluste erst mit der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden können. Für Überweisungen können die SEPA-Überweisungen genutzt werden. Diese kosten bei korrekten Angaben zum Begünstigten genauso viel wie im Inland, bei Online-Aufträgen muss der Betrag bereits nach einem Bankarbeitstag auf dem Empfängerkonto gutgeschrieben sein. Für die Identitätsprüfung sind je nach Land unterschiedliche Bestimmungen gültig. Bei den deutschen Anbietern ist von den österreichischen Interessenten teilweise noch eine beglaubigte Kopie des Identitätsnachweises einzureichen. Die Beglaubigung erhält man gegen eine geringe Gebühr bei Banken, Stellen des Meldewesens, Notaren, Konsulaten oder Polizeidienststellen. Es geht für den Interessenten aber auch viel einfacher und ohne zusätzliche Kosten, wenn stattdessen ein PostIdent durch die Österreichische Post oder VideoIdent genutzt werden kann. Speziell VideoIdent ist mittlerweile bei modernen Konten und Anbietern stark verbreitet, dabei wird über die Webcam die Legitimierung der Person durchgeführt – online und in nur wenigen Minuten.

Brokerage-Angebote aus dem Ausland werden derzeit mehr oder weniger nur passiv vorgehalten. Zu allen im Brokeragevergleich auf unserer DE-Seite gelisteten Anbietern haben wir aufgeführt, ob und gegebenenfalls unter welchen Voraussetzungen eine Depoteröffnung bei Wohnsitz in Österreich möglich ist.





DeutschlandTrade Republic aus Berlin hat im November 2020 damit begonnen, den österreichischen Interessenten die Depoteröffnung zu ermöglichen. Trade Republic ist ein Broker der neuen Generation, wo man sehr günstig oder sogar zu Nullsätzen handeln kann. Mit ihrem Konzept machen sie vor allem Druck auf die gängigen Online-Broker. Zugang zum Depot besteht bei Trade Republic über die bereitgestellte Smartphone-App (iOS und Android) und mittlerweile auch über eine Browserversion. Trade Republic Bank realisiert das Angebot für Deutschland und Österreich mit denselben Partnern im Hintergrund und zu denselben Konditionen. Freie Gelder der Kunden liegen auf einem Treuhandsammelkonto bei Solaris, Deutsche Bank, J.P. Morgan in Deutschland oder bei der Citibank in Irland. Die Depots werden von HSBC Deutschland geführt. Die Konto- und Depotführung ist ohne Bedingungen gebührenfrei. Im Januar 2023 führte Trade Republic eine Verzinsung für das nicht in Wertpapiere angelegte Guthaben ein. Die Zinshöhe ist variabel, derzeit 4,00% auf Guthabenteile bis EUR 50.000, bei monatlicher Zinsgutschrift. Bei den Orders fällt lediglich EUR 1,00 Fremdkostenpauschale als direkte Gebühr an, das Volumen der Order ist dabei irrelevant. Rund 8.000 Einzelaktien sind handelbar, unter anderem auch die 20 ATX-Titel sowie die wichtigsten österreichischen Wertpapiere. An ETFs sind rund 2.400 handelbar und ebenso als Sparplan verfügbar. Anfangs war das Angebot auf iShares-ETFs beschränkt, mittlerweile hat Trade Republic jedoch hier eine äußerst breite Auswahl. Amundi, Invesco, iShares, Lyxor, Xtrackers, VanEck, Vanguard und Wisdom Tree sind die ETF-Partner. Vorteilhaft ist Trade Republic auch wenn man Aktien per Sparplan kaufen möchte, Trade Republic hat hier mit rund 2.500 Einzelaktien eines der umfassendsten Angebote. Dass Bruchteile möglich sind, ermöglicht auch Aktien zu erwerben, deren Kurs die Sparrate übersteigt. Bei Trade Republic ist der zusätzliche Vorteil, dass es Bruchteile der echten Aktien sind. Bei den Sparplänen in ETFs und Aktien sind bei Trade Republic überhaupt keine direkten Gebühren zu zahlen, die Fremdkostenpauschale fällt hierbei nämlich nicht an. Die Mindestsparrate beträgt lediglich EUR 1,00. Gänzlich im Sortiment fehlen jedoch Anleihen und aktiv gemanagte Fonds. Sowohl der eingehende als auch der ausgehende Wertpapierübertrag unterstützt Trade Republic für die österreichischen Kunden aber bereits von Beginn an; es werden dabei keine eigenen Spesen erhoben. Wichtig ist, vor dem Übertrag zu prüfen, ob die Wertpapiere bei Trade Republic auch handelbar sind, das lässt sich über die Wertpapiersuche herausfinden. Das Depot bei Trade Republic ist für Österreicher nicht steuereinfach, eine automatische KESt-Abfuhr findet nicht statt.

Wichtigste Einnahmequelle von Trade Republic sind die Vergütungen, die basierend auf den Vereinbarungen mit den exklusiven Handelspartnern aus den Transaktionen der Kunden an sie zurückfließen. Trade Republic lenkt den Handel in Aktien und ETFs einzig und allein an LS Exchange. Die LS Exchange ist im Rechtsrahmen der Börse Hamburg eingebunden. Eine Börse im herkömmlichen Sinn ist LS Exchange aber nicht, da die Kurse nicht durch Angebot und Nachfrage marktgerecht gebildet werden, sondern Lang & Schwarz als Market-Maker Quotes stellt. Market-Maker können passende Kauf- und Verkaufsaufträge zusammenführen oder ihr Selbsteintrittsrecht nutzen. Während der Handelszeiten von Xetra, von 9:00 bis 17:30 Uhr, ist eine Referenz gegeben und man erhält meist ähnlich gute Kurse. Für LS Exchange ist es lukrativ, wenn der Kunde besonders früh oder spät handelt - wenn der Referenzmarkt nicht geöffnet ist. Und generell sind Wertpapiere mit breiten Spreads und stark schwankende Kurse lukrativ. Anlegern ist anzuraten, sich bei der Orderaufgabe an Xetra oder einer anderen Börse mit viel Umsatz im jeweiligen Wertpapier zu orientieren und dementsprechend ein Limit zu setzen, dies ist bei Trade Republic ohne Aufpreis möglich.




DeutschlandScalable Capital aus München hat im Mai 2022 den Scalable Broker in Österreich verfügbar gemacht. Schon länger, seit 2014, bieten sie in Österreich ihren ausgefeilten Robo-Advisor an. Auf dem Internetauftritt von Scalable Capital lassen sich Wohnsitzland und Sprache auswählen, sodass die passgenauen Informationen angezeigt werden. Die Baader Bank ist beim Broker die konto- und depotführende Bank, auch sie hat ihren Sitz in Deutschland. In Österreich, Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden wirbt der Scalable Broker zwar um Kunden, es besteht jedoch keine Niederlassung im jeweiligen Land.

Der Broker zählt zu den besten Neobrokern, er ist innovativ und sowohl via App als auch via Browser nutzbar. Das Depot wird kostenlos geführt und beim Ordern über gettex fallen kaum direkte Entgelte an. Mit der Anbindung an Xetra Frankfurt besteht noch eine zweite Handelsmöglichkeit. Scalable Broker schaffte es, sich mit Sparplänen zu profilieren. Das Angebot in diesem Bereich wurde in schneller Taktung ausgebaut und an den Anlegerwünschen ausgerichtet. Die Anzahl an für das Sparen verfügbaren ETFs ist mit mehr als 2.000 angegeben. Das sind nahezu alle zum Vertrieb zugelassenen ETFs und Anbieter. Auch auf praktisch alle bei Scalable Broker handelbaren Aktien lassen sich Sparpläne einrichten. Die Mindestsparrate ist kleinstmöglich, EUR 1,00. Die Sparpläne auf ETFs und Aktien werden über gettex zur Ausführung gebracht, ganz ohne direktes Ausführungsentgelt.

Zwischen drei Abos lässt sich wählen: "Free Broker" für EUR 0,00 pro Monat, "Prime Broker" für EUR 2,99 pro Monat und "Prime+ Broker" für EUR 4,99 pro Monat. Viele Unterschiede bestehen nicht, hauptsächlich ist es der Preis von Einzelorders über gettex: Im Free Broker kostet jede über gettex ausgeführte Einzelorder unabhängig vom Ordervolumen EUR 0,99. Die beiden anderen Abos sind sozusagen eine Flatrate, durch die auf gettex in unbegrenzter Anzahl ab einem Ordervolumen von EUR 250,00 ohne Orderentgelt gehandelt werden kann (bei einem Ordervolumen unter EUR 250,00 fallen auch hier EUR 0,99 an). Die Unterschiede zwischen den beiden kostenpflichtigen Abos sind die Guthabenverzinsung, die es nur bei Prime+ gibt, und die Zahlweise, die bei Prime+ monatlich statt jährlich ist, entsprechend die Dauer der Bindung an das Abo bzw. dessen frühestmöglicher Kündigungstermin. Scalable Broker verzinst bei Prime+ auf dem Depot-Verrechnungskonto derzeit mit 2,60% auf Guthabenteile bis EUR 100.000, was eine separate Tagesgeldanlage erübrigt, denn die Zinshöhe ist auf dem Niveau der besten Tagesgeldkonten.

Für in Österreich steuerpflichtige Personen ist Scalable Broker ein Auslandsbroker, nicht steuereinfach, es findet keine automatische KESt-Abfuhr statt. Das heißt, der Kunde muss seine Kapitalerträge (Zinsen, Dividenden, Veräußerungsgewinne) jährlich selbst deklarieren. Scalable Broker unterstützt dabei, indem sie einen auf das österreichische Steuerrecht zugeschnittenen Steuerreport zur Verfügung stellen, den sie von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG AG erstellen lassen. Das ist der Punkt, wo der Scalable Broker im Mai 2022 länderspezifisch angepasst hat. Theoretisch braucht der Kunde die Zahlen nur noch in die Steuererklärung zu übertragen. Wegen der Komplexität und den nicht immer vollständig hinterlegten Daten sind solche Übersichten fehleranfällig; verantwortlich für die Korrektheit seiner Erklärung ist der Kunde.

Die Depoteröffnung ist ausschließlich als Einzeldepot und nur für volljährige Personen möglich. VideoIdent über den Dienstleister Deutsche Post ist für das notwendige Identifizieren vorgesehen. Alternativ kann, in Grenznähe eventuell praktikabel, eine Postfiliale in Deutschland aufgesucht werden, um ein PostIdent zu machen.





Passiv angeboten

  • 1822direkt: -
  • comdirect: ja
  • Commerzbank AG: -
  • Consorsbank: ja
  • DKB, Deutsche Kreditbank AG: -
  • flatex: ja
  • ING-DiBa AG: -
  • maxblue: ja
  • Merkur Privatbank KGaA: -
  • NIBC Direct: -
  • onvista bank: ja
  • Postbank: ja, Referenzkonto in Deutschland erforderlich
  • S Broker AG & Co. KG: -
  • Santander Consumer Bank AG: -
  • Scalable Capital GmbH: ja
  • Smartbroker+: ja
  • Targobank AG: -
  • Traders Place GmbH & Co. KGaA: ja
  • ViTrade GmbH: -