Newsbeitrag vom 23.07.2021 |Meldung zum österreichischen Bankenmarkt|

BAWAG kauft für easybank den größten Online-Broker des Landes zu

Die BAWAG Group übernimmt die Hello bank Österreich. Sie überraschte am 22.7.21 mit dieser Bekanntgabe. Die mit der französischen BNP Paribas getroffene Kaufvereinbarung - zu ihr gehörte der Online-Broker in den vergangenen 6½ Jahren - ist demnach bereits unterzeichnet. Die Hello bank, bis Juli 2015 hieß sie direktanlage.at, ist Pionier und Marktführer im Online-Brokerage auf dem heimischen Markt. Sie werde in die BAWAG-eigene easybank integriert, die dadurch in diesem Segment gestärkt wird. Die Transaktion steht unter dem üblichen Vorbehalt der Genehmigung durch die Behörden. Über den Kaufpreis haben Österreicher und Franzosen Stillschweigen vereinbart.

Die easybank ist eine Marke der börsennotierten Holdinggesellschaft der BAWAG P.S.K. mit Sitz in Wien. Mit der easybank verfügt sie über die kundenstärkste Direktbank in Österreich; bei dieser Kennzahl weit vor der an zweiter Position stehenden ING, deren verbliebenes österreichische Privatkundengeschäft bei der bank99 Unterschlupf gefunden hat, ein Ereignis der Vorwoche. Es herrscht derzeit Konsolidierung unter den Internet-Akteuren, was zu weniger Wettbewerb führen wird. Während das Einlagengeschäft für viele zurzeit problematisch ist, sind die Ertragsaussichten beim Brokerage besser. BNP Paribas ist dort eigentlich sehr gut aufgestellt, auch deshalb kommt der Deal überraschend. In Deutschland beispielsweise betreiben sie die auf Brokerage für Endkunden fokussierte Consorsbank und die DAB bank für B-2-B.

Die direktanlage.at war ursprünglich von der Salzburger Kredit- und Wechselbank im Jahr 1995 gegründet worden. 1998 führte die direktanlage.at das Brokerage über Direktwege wie Telefon und Internet ein. 2002 wurde sie von der DAB bank übernommen. Und im Dezember 2014 übernahm die BNP Paribas die DAB bank inklusive der direktanlage.at. Sieben Monate später das Rebranding in Österreich auf Hello bank - ein Konzept und Erscheinungsbild, das die BNP Paribas für ihre Direktbankaktivitäten auch in Frankreich, Italien und Belgien verwendet. Im Oktober 2017 wurde die Hello bank unter Beibehaltung des Markennamens rechtlich vollständig in die BNP Paribas integriert, weshalb die separate Banklizenz zurückgelegt werden konnte. Es werden auch Girokonten geführt, die meisten der Girokunden sind gleichzeitig Depotkunden. In Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg und Wien bestehen Filialen - vorrangig für das Angebot von Anlageberatung und Vermögensverwaltung.

Die easybank hat schon ein Online-Brokerage, preislich ist Hello bank jedoch günstiger und bietet wesentlich vielfältigere Ordermöglichkeiten. Die BAWAG rechnet damit, dass die Genehmigungen bis Ende des Jahres 2021 vorliegen, und die Geschäfte dann im vierten Quartal 2021 bzw. im ersten Quartal 2022 übertragen werden können. Die Frage ist, was die BAWAG bzw. die easybank daraus machen wird. Wie wird sich der Übertrag auf die rund 80.000 Bestandskunden der Hello bank auswirken, was werden die Konditionen sein und wie wird die Brokerage-Anwendung dann aussehen?